Energieeffizienzklassen A+ bis H für Gebäude
Was Käufer wissen sollten?
Der Kauf einer Immobilie gehört zu den bedeutendsten Entscheidungen im Leben. Neben Lage, Ausstattung und Preis spielt auch die Energieeffizienz eine immer größere Rolle. Sie beeinflusst nicht nur die laufenden Betriebskosten, sondern auch den langfristigen Wert einer Immobilie. In Deutschland ist die energetische Qualität von Gebäuden im Energieausweis dargestellt – dort wird das Gebäude in Energieeffizienzklassen von A+ bis H eingestuft.
Als Bausachverständiger erläutere ich im Folgenden die Hintergründe, Unterschiede und praktischen Konsequenzen dieser Klassen. Damit haben Kaufinteressenten eine fundierte Basis für ihre Entscheidung.

für Wohngebäude

für Wohngebäude

Vergleichwerte

Vergleichwerte
1. Grundlagen: Energieausweis und Effizienzklassen
Der Energieausweis ist in Deutschland seit der Energieeinsparverordnung (EnEV) und dem aktuellen Gebäudeenergiegesetz (GEG) Pflicht. Er dient als „Energiepass“ für Gebäude und gibt Auskunft über den energetischen Zustand.
Zentrale Kennzahl ist der Endenergiebedarf (bei Bedarfsausweis) bzw. der Endenergieverbrauch (bei Verbrauchsausweis). Er wird in Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m²a) angegeben und bildet die Basis für die Einordnung in die Effizienzklassen.
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Die Skala reicht von A+ (sehr effizient) bis H (sehr ineffizient):
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A+: Passivhaus-Standard, sehr niedriger Energiebedarf
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A bis B: Neubauten oder modernisierte Gebäude mit hoher Effizienz
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C bis D: Durchschnittlicher Gebäudebestand, energetisch akzeptabel
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E bis G: Hoher Energieverbrauch, erheblicher Sanierungsbedarf
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H: Sehr ineffizient, unsaniert, hohe Betriebskosten
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2. Was bedeutet das für Immobilienkäufer?
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Laufende Kosten:
Je schlechter die Energieeffizienzklasse, desto höher fallen die Heiz- und Energiekosten aus. Der Unterschied zwischen Klasse A und H kann jährlich mehrere Tausend Euro betragen.
Wertentwicklung:
Gebäude mit hoher Effizienzklasse (A bis B) sind zukunftssicher und erzielen höhere Wiederverkaufspreise. Häuser in den Klassen F bis H können dagegen schwerer verkäuflich sein.
Sanierungspflichten:
Seit Inkrafttreten des GEG bestehen gesetzliche Pflichten für Eigentümer unsanierter Gebäude (z. B. Austausch alter Heizkessel, Dämmung oberster Geschossdecken). Käufer sollten hier genau prüfen, welche Maßnahmen unmittelbar nach Erwerb verpflichtend sind.
Förderungen:
Für energetische Sanierungen stehen umfangreiche Förderprogramme der KfW und BAFA zur Verfügung. Diese können die Investitionskosten erheblich senken.
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3. Häufige Missverständnisse
Verbrauchsausweis vs. Bedarfsausweis: Ein Verbrauchsausweis basiert auf den tatsächlichen Heizkosten der letzten drei Jahre – und kann bei sparsamen Bewohnern ein Gebäude besser aussehen lassen, als es tatsächlich ist. Der Bedarfsausweis hingegen berechnet den theoretischen Energiebedarf des Gebäudes unabhängig vom Nutzerverhalten und ist daher objektiver.
Effizienzklasse ist nicht alles: Auch ein Gebäude in Klasse C kann mit guter Bausubstanz und moderaten Sanierungsmaßnahmen eine attraktive Investition sein. Umgekehrt kann ein Gebäude in Klasse A hohe Wartungs- oder Instandhaltungskosten haben.
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4. Rolle des Bausachverständigen
Ein Energieausweis bietet eine erste Orientierung, ersetzt aber keine detaillierte Begutachtung.
Als Bausachverständiger prüfe ich für Kaufinteressenten:
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die Genauigkeit und Plausibilität des Energieausweises
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den baulichen Zustand von Fassade, Dach, Fenstern und Dämmung
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die Anlagentechnik (Heizung, Warmwasser, Lüftung)
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den Sanierungsbedarf in Bezug auf Energieeinsparungen
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die Kostenabschätzung für Modernisierungen
So erhalten Käufer eine fundierte Entscheidungsgrundlage, ob der Kaufpreis im Verhältnis zum energetischen Zustand gerechtfertigt ist.
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Fazit
Die Energieeffizienzklasse einer Immobilie ist ein zentraler Faktor beim Kauf.
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Gebäude in den Klassen A+ bis B bieten Zukunftssicherheit, niedrige Betriebskosten und hohe Wertstabilität.
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Gebäude der Klassen C bis E sind solide, können aber mittelfristig Sanierungen erfordern.
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Immobilien in den Klassen F bis H haben dringenden Modernisierungsbedarf – sie können zwar günstig erworben werden, erfordern jedoch erhebliche Investitionen.
Wer eine Immobilie kauft, sollte daher nicht nur auf Lage und Preis achten, sondern die Energieeffizienz von Anfang an in die Entscheidung einbeziehen.
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Als Gutachter stehe ich Käufern dabei mit unabhängiger Expertise zur Seite: für eine realistische Bewertung, klare Kosteneinschätzungen und die Sicherheit, die richtige Wahl zu treffen.
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